KÖRPERSPRACHE


Kunst am Bau,
Zentrum für Molekular Medizin, Robert Koch Strasse,
Köln

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In der Deutschen Sprache gibt es unzählige Idiome, (Phrasen, Redewendungen, Sprichwörter) in denen ein Körperteil, ein Organ oder eine Körperstelle verwendet wird, um im übertragenen Sinne eine besondere Emotion, Vorstellung oder Handlung zu vermitteln. Z. B.
- die Hand aufs Herz legen
- ins Auge fassen
- auf Herz und Nieren prüfen
- übers Knie brechen
- den Blick weiten
- den Rücken kehren …
Nimmt man diese Redewendungen wörtlich, oder stellt sie auch nur in einen anderen Kontext, z. B. einen medizinisch-therapeutischen, so ergeben sich merkwürdig verwirrende, nicht selten komische Handlungsanweisungen. Die selbstverständliche Nutzung mancher Floskeln wird hinterfragt und die vielschichtigen Konnotationen der Begriffe werden wieder zum Leben erweckt.
Es kommt zu einem differenzierten Umgang mit diesen Idiomen. Im besten Falle und das ist eine wichtige Intention unserer Arbeit entsteht ein reflektierender Blick auf unsere Alltagssprache und eine gesteigerte Sensibilität im Umgang mit ihr.
Für die Arbeit KÖRPERSPRACHE nutzen wir ungefähr 200 dieser Redewendungen, deren Schlüsselbegriffe auch durch ihre Setzung an diesem besonderen Ort, entweder mit der menschlichen Anatomie oder mit der medizinischen Lebenswelt in Assoziation stehen. Beispiele für letzteres sind:
- einen guten Schnitt machen
- die Fäden in der Hand halten
- mit harten Bandagen kämpfen

48 LED-Projektoren, die in einem definierten, die Architektur aufnehmenden Raster an den Deckenwänden montiert sind, projizieren die Idiome auf den Boden. Ihre organische Form setzt einen Kontrapunkt zur konstruktiven Architektur und visualisiert bereits formal die Themen Leben und Kommunikation. Die einzelnen Texte bleiben weitgehend autonom, verbinden sich also nicht zu Zeilen und Textblöcken und sind, anders als es bei geraden Zeilen der Fall wäre, für die Benutzer des Durchgangs in beiden Richtungen gut lesbar.
Die homogene Gestaltung der ca. 200 Quadratmeter grossen Bodenfläche durch eine organische Textprojektion, sowie die von 48 LED-Projektoren strukturierten Deckenflächen sind nur die äusseren, statischen Klammern der Arbeit KÖRPERSPRACHE.
Ihr eigentlich skulpturaler Ansatz wird erst erfahrbar durch die Nutzung des Studentenweges. Zwischen Decke und Boden spannt sich ein unsichtbares Netz aus Licht und Text, das sich zwangsläufig über die Benutzer des Weges legt. Die Fussgänger und Fahrradfahrer werden mit Wörtern und Textfragmenten beschrieben und somit ein wichtiger mitgestaltender Teil dieser Arbeit.
Die Begriffe menschlicher Anatomie (Auge, Ohr, Hand, Fuss) in den Redewendungen, fliessen über ihre Bezugsobjekte und werden von Ihnen modifiziert. Signifikanten lösen sich auf und nehmen die Form des Bezeichneten an. Die Bildhaftigkeit von Schrift und Sprache und ihre stetig gesellschaftliche Wandlung wird hier als irrlichterndes, lebendiges, sich durch die Nutzung wandelndes, Kunstwerk visualisiert.
Unterstützt wird diese Idee der Veränderung durch die Möglichkeit 48 Projektoren durch ein Steuerungssystem in ihrer Helligkeit zu dimmen. Für die Abend- und Nachtstunden ist eine eigene dynamische Lichtchoreografie programmiert.